Chronik der Bürgermusik
Die Anfänge
Als Gründungsjahr der Bürgermusik gilt das Jahr 1806, denn aus diesem Jahr stammt eine Amtsrechnung des Marktgerichtes St. Michael, die ausweist, dass aus Mauterndorf bestellte Musikanten Speisen und Getränke um 5 Gulden und 22 Kreuzer verzehrt hätten, eine Summe, die auf 25 bis 30 Musikanten schließen lässt und beweist, dass es zumindest seit diesem Jahr in Mauterndorf eine funktionierende Musikkapelle im heutigen Sinn gegeben hat. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass es Musiker gibt, seit eine Bürgergarde in geordneter Form an Prozessionen teilnimmt. In einem Bericht von der Fronleichnamsprozession am 24.5.1663 wird von Verpflegungskosten von 2 Gulden und 20 Kreuzern für Zween Trumblschlager und Pfeiffer berichtet. Dies ist die erste bekannte Erwähnung von Musikanten in Mauterndorf. Es weist darin allerdings noch nichts auf eine Musikkapelle im heutigen Sinn hin, obwohl Trommler und Pfeifer in den folgenden Jahren in diversen Dokumenten immer wieder Erwähnung finden. Im 18. Jahrhundert ist von klingendem spill und einer Feldmusique im Rahmen der Übergabe einer neuen Bürgerfahne die Rede. Die Musik war Teil des Bürgercorps mit entsprechenden Uniformen. 1811, als die alten Bürgergarden in die bayerische Nationalgarde III. Classe eingegliedert wurden, listete ein Inventar des Bürgercorps folgende Instrumente auf: 1 große Trommel, 6 Trompeten, 2 Hörner, 2 Klarinetten, 2 (Quer-)Flöten, 1 Halbmond, 1 Triangel, 2 „Deckel“, 1 Piccoloflöte und 4 Schwefelpfeifen. Diese Instrumente standen im Besitz der Bürgerschaft, der Kirche, des Schullehrers oder der Musiker selbst. 1839 war die Bürgergarde längst reaktiviert worden und zählte 21 Angehörige der Banda, wie die Musik genannt wurde, in ihren Reihen. Ihre Uniformjacken bestanden aus lichtblauem Tuch mit rothen Ausschlägen. Dazu trugen die Musiker weiße Pantalonhosen und Sturmhüte, also die seit den 1790er-Jahren modernen Zweispitze.
Der erste namentlich bekannte Kapellmeister war Georg Gugg, dem dieses Amt 1840 übertragen wurde.
1843 wirkte Franz Xaver Gruber jun. – ältester Sohn des „Stille-Nacht“-Komponisten Franz Xaver Gruber sen. als Lehrer und Kantor in Mauterndorf. Er spielte zu dieser Zeit auch in der Mauterndorfer Musikkapelle.
Die Gründung des Musikvereins auf vereinsrechtlicher Basis erfolgte 1898. 1902 wurde unter Kapellmeister Grasl eine Uniform mit dunkel-blauem Feuerwehrrock und schwarzer Hose, zunächst mit schwarzem Tschako, eingeführt. Später wurde die Kopfbedeckung durch einen halbzylinderartigen Hut mit einem prächtigen Hahnenfederbusch und schließlich durch eine Tellerkappe ersetzt. Parallel dazu rückte die Musikkapelle auch in kurzen Lederhosen oder in Zivilkleidung aus.
Die 1930er
Mitte der 1930er-Jahre mehrten sich die Stimmen, welche eine Ausstattung der Musikkapellen mit Trachten forderten. So kritisierte Michael Dengg 1934 den verbreiteten Wunsch vieler Kapellen, sich in Uniformen, statt in Trachten zu kleiden. 1937 kam es in der auf Tradition und Volkstum bedachten Ständestaatdiktatur kam es zu einem vorläufigen Niedergang und Revierinspektor Siegfried Prammer meldete sogar an die Bezirkshauptmannschaft, dass die Bürgermusik keine musikalischen Tätigkeiten mehr ausgeübt habe und bereits aufgelöst sei.
Bürgermusik im Nationalsozialismus
1938 erhielt die wiedererstarkte Mauterndorfer Musikkapelle unter den Nationalsozialisten Trachten, die der kommissarische Leiter des Salzburger Trachtenverbandes, Kuno Brandauer, nach einem Bild aus dem 18. Jahrhundert vorgeschlagen hatte. Somit konnte die nationalsozialistische Propaganda diese Initiative auf ihre Fahnen heften, und Kuno Brandauer erschien im Juli 1938 persönlich beim Musik-, Trachten- und Heimatfest in Mauterndorf.
Auf der 40. Jahreshauptversammlung am 28. November 1938 blickte der Musikverein auf 53 Proben und 41 Ausrückungen zurück, darunter das spektakuläre Musikfest in Mauterndorf und die Teilnahme beim Jagdtrachtenzug in München.
Die Zeit des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für die Mauterndorfer Musikkapelle eine Zäsur. In den letzten Kriegsjahren wurden die Instrumente nach Tamsweg geschafft und dann 1945 für die Reaktivierung zurückgeholt.
Nach dem zweiten Weltkrieg
1959 erfolgte die Umstellung von hoher Stimmung auf Normalstimmung.
1977 wurde die Bekleidung der Trachtenmusikkapelle Mauterndorf durch die sogenannte Ziviltracht ergänzt, die aus schwarzer Hose, grauem Rock, Mascherl und schwarzem Hut besteht und bei kleineren Ausrückungen getragen wird.
Nicht ganz 30 Jahre später wurde 2006 zum 200-Jahr-Jubiläum unter Obmann Richard Binggl die Bekleidungsauswahl noch einmal erweitert und die ursprüngliche Schützenuniform wieder eingeführt. Gleichzeitig erhielt die „Trachtenmusikkapelle Mauterndorf“ wieder ihren ursprünglichen Namen „Bürgermusik Mauterndorf“. Die Schützenuniform wird seither immer zu jenen Anlässen getragen, an denen auch die Mauterndorfer Bürgergarde ausrückt.
Im Jahr 1995 wurde der vom ehemaligen Kapellmeister Richard Binggl sen. komponierte Marsch „Mein Taurachtal“ uraufgeführt, der seither fast als inoffizielle Hymne Mauterndorfs angesehen wird.
Das Probelokal der Bürgermusik befand sich zunächst im heutigen Sitzungszimmer der Gemeinde und dann ab 1992 hinter dem Gemeindehaus. Der große Zustrom an Musikanten und Musikantinnen sorgte allerdings dafür, dass es zu klein wurde. Im Jahr 2014 konnte schließlich im Dachgeschoß der Turnhalle der Volksschule ein großzügiges neues Probelokal mit einem modernen Proberaum und zwei Übungs- bzw. Unterrichtsräumen errichtet werden. Wie auch in anderen Orten rückt die Bürgermusik Mauterndorf bei Prangtagen, zu weiteren kirchlichen Festen, Samsonumzügen und sonstigen Festlichkeiten aus. Großen Besucheransturm verzeichnen auch das jährlich stattfindende Osterkonzert und die zahlreichen Platzkonzerte.
Obleute
- Ernst Mayer (1935 – 1938)
- Hans Rainer (1945 – 1955)
- Michael Neumann (1955 – 1963)
- Hans Steinlechner (1963 – 1968)
- Richard Binggl (1968 – 1974)
- Ferdinand Wind (1974 – 1983)
- Alois Lüftenegger (1983 – 1992)
- Leo Pfeifenberger (1992 – 2001)
- Richard Binggl (2001 – 2007)
- Hubertus Wieland (2007 – 2013)
- Peter Binggl (2013 – 2019)
- Bernhard Stocker (ab 2019)
Kapellmeister
- Blum (1920–1921)
- Adolf Heikel (1921–1922)
- Raimund Steiner (1923–1924)
- Franz Meißnitzer (1925–1926)
- Max Brauner (1926–1927)
- Johann Keuschl (1928–1935)
- Richard Binggl (1935–1937)
- Rauch (1937–1938)
- Anton Eibl (1938–1941)
- Franz Kassar (1945–1946)
- Sepp Macheiner (1946–1948)
- Georg Lindner (1948–1951)
- Anton Scheithauer (1951–1956)
- Herbert Spreitzer (1956–1963)
- Anton Scheithauer (1963–1985)
- Richard Binggl (1985–1992)
- Ernst Sampl (1992–2003)
- Günther Binggl (ab 2003)